Im „Bautzener Tageblatt“ vom 29.10.1929 haben wir nachstehenden Artikel gefunden, den wir ungekürzt und in unverändertem Wortlaut etc. Schreibweise wiedergeben |
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„Königswartha vor 3000 Jahren“ Für den vergangenen Sonntag abends 8 Uhr hatte Herr Dr. Frenzel, Bautzen, zu seinem Vortrage: „Königswartha vor 3000 Jahren“ nach dem Saale des „Sächsischen Hauses“ eingeladen. Eine kleine Gemeinde war seinem Rufe gefolgt, lauschte aber desto andächtiger seinen von Lichtbildern, Abbildungen und Zeichnungen vervollständigten Ausführungen. Letztere wurden mit dem von der Schule zur Verfügung gestellten Epidiaskop vorgeführt. Herr Oberlehrer Berger begrüßte die Anwesenden, indem er betonte, daß viele aus dem Orte nicht wüßten, was und wieviel eigentlich aus der frühesten Geschichte Königswarthas bekannt sei. Hierauf führte Herr Dr. Frenzel an Hand der Karte der Urlandschaften Sachsens seine aufmerksamen Zuhörer in die Zeiten zurück, aus denen uns keine schriftlichen Ueberlieferungen berichten, und welche nur an Hand von allerhand unterirdischen Funden erforscht werden können. Derartige Ausgrabungen haben nicht nur in den allerletzten Jahren stattgefunden, sondern bereits im Jahre 1786 berichtet der Staatsminister v. Nostitz und Jenkendorf von solchen Ausgrabungen, welche in der sogen. „Winz“, heute „Winze“, stattfanden. Die Funde von Herrn Dr. Frenzel, nur im Bilde vorgeführt, befinden sich noch heute in Bautzen und Görlitz. Der Platz sei zur Anlage einer Arbeiterkolonie und zum Teil eines Parkes vorgesehen gewesen. Beim Abstecken der Baumlöcher sei man plötzlich auf Urnen gestoßen. Daraufhin habe der damalige Besitzer von Königswartha, der Dechant Graf von Dallwitz, der diesen vorgeschichtlichen Dingen großes Interesse entgegenbrachte, systematisch nachgraben lassen und eine große Menge prachtvoller Urnen und sonstiger Gefäße zutage gefördert. Herr Rentmeister Zelder führte aus, daß die „Winz“ zu damaligen Zeiten bedeutend größer gewesen sei, da z. B. die gegenwärtige Hauptstraße erst im Jahre 1830 angelegt worden sei. Auch das Rittergut habe bei weitem nicht soviel Gebäude aufgewiesen. An der Stelle, wo jetzt die Häuser südlich der beiden Obelisken an der Straße stünden, sei damals die Kolonie für die Arbeiter angelegt worden, dahinter der Park mit der sogen. Paradeallee, die in der Sandgrube endigt. Darauf führte Herr Dr. Frenzel Bilder von anderen Fundstellen in der Nähe von Königswartha vor. Im vergangenen Jahre wurde in der Nähe des Vogelherds, eines Waldes in der Nähe der Eutricher Straße, gegraben. Die dort gefundenen Scherben sind zu einer großen Urne zusammengesetzt worden. Im Kaolinwerk Caminau sind mehrfach Urnen gefunden worden; z. B. fand man an der Waage ein Frauengrab, kenntlich an den Getreidehandmühlen, welche bei den Urnen lagen. Alle diese Funde stammen aus der Zeit von etwa 1000 bis 3000 vor Christi Geburt. Die beiden Begräbnisstätten in Königswartha und Caminau deuten darauf hin, daß bereits damals die räumliche Entfernung zwischen diesen beiden Ansiedlungen annähernd die gleiche war. Bilder von Fundstellen in Lomske und dem Fuchsberge bei Caßlau vervollständigten die überaus fesselnden Ausführungen des Redners. Zum Schluß regte er an, auch in Königswartha als dem größten Orte der sächsischen Nordlausitz ein kleines Heimatmuseum anzulegen. Die Funde, welche hier oder in der Nähe getätigt worden seien, würden sofort von den Gesellschaft für Vorgeschichte der Lausitz zur Verfügung gestellt werden, wenn ein geeigneter feuer- und feuchtigkeitssicherer Ort vorhanden wäre. Am kommenden Donnerstag (Reformationsfest) abends 8 Uhr wird nochmals eine Versammlung der Freunde der Urgeschichte im „Sächsischen Hause“ abgehalten werden, bei der Herr Dr. Frenzel nochmals sprechen wird, um eine Ortsgruppe für Vorgeschichte und Urgeschichte ins Leben zu rufen. Hierzu werden alle, die sich für diese Dinge interessieren, herzlichst eingeladen. Es ist zu wünschen, daß recht rege Beteiligung für diesen Gedanken einsetzt, damit die reichen Funde, welche von hier und aus der Umgebung stammen, dahin gelangen, wo sie hingehören, nämlich nach Königswartha. Es wäre von Vorteil, wenn dieser oder jener zu dieser Zusammenkunft solche alte Fundstücke mitbrächte, Herr Dr. Frenzel wird gern darüber Aufschluß geben. Nach der anregenden Aussprache dankte Herr Oberlehrer Berger dem Redner für seine fesselnden Darbietungen und wünschte der Zusammenkunft am Donnerstag einen ebenso anregenden Verlauf.“
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-rechts im Bild sind die zwei Obelisken zu erkennen – (aus einer Postkarte um 1900) |
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Wir wissen nicht, welchen Verlauf diese zweite Veranstaltung genommen hat, aber uns ist bekannt, dass sich die besagten Fundstücke noch immer in genannten Museen befinden. Einige Stücke wurden wohl auch veräußert, wie in nachstehendem Beitrag (entnommen aus: http://portal.hsb.hs-wismar.de) nachzulesen ist:
Georg
Christian Friedrich Lisch: Urnen aus der Lausitz
Urnen aus der
Lausitz, Der Herr Reichsfreiherr Albert von Maltzan auf Peutsch hat, in dem Streben nach einer comparativen Sammlung von Alterthümern für unsern Verein, 5 Urnen aus der sächsischen Ober=Lausitz erworben und dieselben mit einem Berichte des Finders, Herrn Pfarrers Körnig zu Königswartha, dem Vereine geschenkt. Der Herr Pfarrer Körnig berichtet über den Fund Folgendes: Es sind zu Königswartha bei Budissin bis jetzt zwei heidnische Begräbnißplätze entdeckt worden. Im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts ließ der damalige Besitzer von Königswartha, Johann Friedrich Carl Graf von Dallwitz, auf einem freien Platze an der östlichen Seite von Königswartha, die Winze genannt, zur Verschönerung des Ortes Spaziergänge anlegen. Bei Ausgrabung der Gänge entdeckte man daselbst einen heidnischen Begräbnißplatz und fand eine große Anzahl Aschenkrüge und Urnen. Dieselben wurden sorgfältig gesammelt und in einem eignen Antikencabinet aufbewahrt. Auch ließ der Graf sämmtliche Urnen und die darin befindlichen Gegenstände abmalen und legte diese Gemälde unter dem Titel: Koenigswartha subterranea nieder. Nach seinem Tode acquirirte die Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz diese Sammlung, in deren Händen sie sich noch bis auf den heutigen Tag befindet. Nur ein einziger Fall ist mir bekannt, daß in hiesiger Gegend etwas Werthvolles aufgefunden ist. In Wagners Budissiner Chronik vom Jahre 1692 steht nämlich die Nachricht, daß 1596 von einem Hirtenmädchen bei Königswartha ein gewundener Golddrath aufgefunden worden sei. Als im Jahre 1833 eine neue Chaussee von Budissin über Königswartha bis an die preußische Grenze nach Hoyerswerda zu gebauet ward, stieß man bei Fertigung der Chausseegräben und bei Aufgrabung des Kieses zur Bedeckung der Chaussee, in der Nähe des hierher gehörigen, eine gute Viertelstunde von hier entfernten Dorfes Kamenau, auf eine Menge Aschenkrüge und Urnen. Sie wurden leider von den Chausseearbeitern, welche darin Gold suchten, größtentheils zertrümmert. Nur äußerst selten ließ sich im Fortschritte der Arbeit eine unversehrte Urne auffinden: denn theils waren sie wahrscheinlich beim frühern Fällen der Bäume zertrümmert worden, theils waren sie von Baumwurzeln durchwachsen, theils zerfielen sie, sobald die äußere Luft sie berührte, bei der kleinsten Bewegung in Stücke. Mit vieler Mühe habe ich fünf Urnen ziemlich unverletzt gewonnen. Der Platz, auf dem die Urnen ausgegraben sind, ist ein bedeutender Sandhügel, in welchem sich viel Kies befindet. Die Urnen, welche ich fand, standen ungefähr 6 Zoll tief. So weit der Herr Pfarrer Körnig. Die 5 hellbraunen Urnen tragen im Allgemeinen sehr bezeichnend den Typus der Urnen in Schlesien und in der Lausitz und scheinen der letzten Zeit der Bronze=Periode anzugehören; die in ihnen gefundenen Geräthe sind noch von Bronze mit nicht sehr tiefem, nicht edlem Rost; die Urnen sind sehr wohl erhalten und ihre Formen scharf und rein ausgeprägt. Es sind folgende Urnen: 1) eine Urne, 8'' hoch, von der Grundform der Urnen der Kegelgräber, wie sie in Frid. Franc. Tab. V, Nr. 9 und 10 abgebildet sind, mit 2 kleinen Henkeln; sie war ganz mit Sand gefüllt, in der Nähe lagen verbrannte Knochen von einem erwachsenen Menschen; 2) eine Urne, 7'' hoch, mit schalenförmigem, niedrigen Bauche und hohem Halse, von der eigenthümlichen, schlesischen Form, wie in Büschings Schles. Altth., Titel, Fig. 2, und Klemm Germ. Alterthk. Tab. XIII, Fig. 5, ähnliche abgebildet sind; der Inhalt bestand nur in Sand; 3) eine kleine Urne, gegen 4'' hoch; 4) ein kleiner Krug, 5'' hoch, mit hohem, engen Halse und zugespitztem Boden, nicht zum Stehen eingerichtet; 5) eine kleine Urne, mit Sand und verbrannten Kinderknochen gefüllt. In dieser Urne lagen: der Knopf einer Nadel von Bronze und ein mit den Enden überfassender, dünner Ring von Bronze, 1 1/2'' weit. G. C. F. Lisch. …
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