Oppitz 1945

1945 – zweimal Flucht aus Oppitz –

„Am 19. April früh begann die Flucht zu Hause. Mutter hatte den kleinen Handwagen mit den notdürftigen Sachen bepackt. Gemeinsam mit anderen Familien des Ortes und bereits angekommenen Flüchtlingen aus Schlesien zog der Flüchtlingstross durch den Wald in Richtung  Zescha. Bergauf durfte sich Mutter an Miersches Pferdewagen festhalten. Die Frauen hatten die größte Last, da alle Männer, jungen und mittleren Alters, im Krieg waren.

In der Nähe vom Hasenwinkel ist die alte Frau Mickel gestorben, Ur-Oma vom Grundstück Heinz Mickel.

Im Wald zwischen Zescha und Caßlau wurde die Nacht auf der Erde gelagert. Am 20. April früh, noch im Dunkeln, bebte plötzlich die Erde, durch die Bäume flackerte hell der Himmel, alle dachten jetzt kommt das Ende. Bei Königswartha wurde vor den heranrückenden Russen von den Deutschen die Muna gesprengt.

In einem großen Bauerngehöft in Caßlau war Rast, auf einmal war draußen lautes Angstgeschrei und schon kamen Russen mit Pferden auf den Hof galoppiert, sie schrien etwas auf uns und schossen in die Luft (oder waren es Polen?), die Front hatte uns eingeholt.

Später sammelte sich die Flüchtlingskolonne zur Heimfahrt auf der offenen Straße nach Zescha, plötzlich kamen über den nahen Wald deutsche Flugzeuge im Tiefflug und schossen auf die Russen, alles runter von der Straße! Auch Deutsche wurden getroffen.

In Oppitz waren deutsche Soldaten, Heeresgruppe „Mitte“ unter Generalfeldmarschall Schörner. In Neu-Oppitz, hinter Strümpes Scheune und auf der Siedlung bei Alex (damals unbebaut), stand eine Kanone und schoss in Richtung Lomske, danach kamen wieder polnische Soldaten.

Am 22. April erneute Flucht, diesmal in den Hermsdorfer Wald hinter der Zigeunerscheune. Zwischen den Bäumen wurde eine große Schutzhütte mit Stangen und Reisig gebaut. Bei Übergriffen der fremden Soldaten wurden hier zwei schlesische Flüchtlinge und Frau Noack aus Oppitz erschossen.

Etwa am 1. Mai war Rückkehr nach Hause. Unser Haus war total ausgeräumt, außer der Haustür waren alle Türen weg, sie wurden auf dem Hahneberg zum Bunkerbau genommen.“

 

Aufzeichnungen von Herrn Strümpe,Oppitz