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Die Schlacht am 19. Mai 1813 am Eichberg und die Kriegslasten für Königswartha

Etwa vier Kilometer östlich von Königswartha, inmitten einer Ebene eines ehemaligen Urstromtales, gibt es eine Anhöhe, die nur  ca. 20 Meter höher ist als die Umgebung. Es ist der 160 Meter hohe Eichberg. In einer Entfernung von 600 Meter bis drei Kilometer um den Eichberg herum befinden sich die kleinen Gemeinden Steinitz im Norden, Weißig und Hermsdorf im Osten, Oppitz, Johnsdorf und Neudorf im Süden, sowie Königswartha und Caminau im Westen. Es ist bzw. war eine sorbisch geprägte Region. Etwa 250 Meter westlich des Eichberges führt die alte Strasse Bautzen – Spremberg vorbei. Sie kommt von Luppa, über den Hahnenberg, weiter nach Steinitz und Mortka in Richtung Spremberg. Vierhundert Meter südlich des Eichberges verläuft der Fahrweg  Hermsdorf – Königswartha. Beide Verbindungswege spielten bei der Schlacht am Eichberg eine Rolle.

 

Am 19. Mai des Jahres 1813 sollte der Eichberg Bedeutung erlangen. Am Nachmittag des 19. Mai 1813 fand hier eine verlustreiche Schlacht statt, an der etwa 22 000 Soldaten, vorwiegend Preußen und Russen auf der einen Seite und Franzosen auf der anderen Seite beteiligt waren.

Nach der Niederlage des in Waffenbrüderschaft verbundenen preußisch-russischen Heeres am

02. Mai 1813 bei Großgörschen – hier kämpften etwa 70 000 Mann der Verbündeten gegen 130 000 Franzosen – zogen sich die Verbündeten über Dresden bis an die Spree bei Bautzen zurück. Ihnen stand auch hier eine weitaus größere französische Armee gegenüber.

Berittene Aufklärer der Verbündeten hatten am 16. Mai 1813 bei Ortrand und im Raum Senftenberg zwei französische Korps in einer Gesamtstärke von 50 000 bis  60 000 Mann unter Führung des Generals Lauriston und des Marschalls Nay ausfindig gemacht, die sich auf verschiedenen Wegen in Richtung Bautzen bewegten, um sich mit den bereits dort befindlichen französischen Truppen zu vereinen. Im Hauptquartier der Verbündeten – Generalstabschef war nach dem Tode des russischen Feldherren Kutusow der General Wittgenstein – wurde am 18. Mai beschlossen, eine Vereinigung der beiden Korps zu verhindern.

Zur Ausführung dieses Vorstoßes auf Hoyerswerda zu, wurden etwa 18 000 Mann Russen und das Korps des preußischen Generals von York – sein voller Name war Ludwig York von Wartenberg – eingesetzt. York stand ursprünglich in französischen Diensten und hatte am 30.12.1812 den Franzosen die weitere Gefolgschaft versagt und war auf die Seite der Russen übergetreten. Den Oberbefehl führte der russische General Barclai de Tolly.

Am, 18. Mai, abends 9.00 Uhr erhielt York den Befehl zum Abmarsch. Er sammelte sein Korps hinter den Kreckwitzer Höhen  und sollte über Guttau, Neudorf bei Commerau, Lieske/Spree, Hermsdorf, Steinitz, Wartha vorrücken. Die Russen zogen den kürzeren Weg über Klix, Milkel, Oppitz, Johnsdorf der Strasse Hoyerswerda – Bautzen entgegen.

Als General York den Weg über die Teichdämme bei Guttau unter großen Schwierigkeiten

zurückgelegt hatte, kam gegen Mitternacht der Befehl umzukehren und in die alte Stellung zurückzukehren. Unter großen Anstrengungen wurde der Rückmarsch über die schmalen, sumpfigen Teichdämme angetreten. Die Kanonenräder sanken tief im Schlamm ein und die Mannschaften mussten die Geschütze immer wieder herausheben. Nach zwei Stunden hatte man die größten Schwierigkeiten überwunden als ein neuer Befehl kam. Das Korps musste erneut umkehren und sich nach der ersten Instruktion – den Weg über Neudorf, Lieske, Hermsdorf nach Wartha  richten. Noch einmal mussten die Teichdämme und anschließend die sandige Kiefernheide passiert werden. Vorsichtig wurde die schlechte Brücke über die Große Spree bei Lieske überquert. Danach folgte wieder ein sehr schlechter Weg bis Hermsdorf an der Kleinen Spree. Etwa um 2:00 Uhr nachmittags – die Soldaten waren bereits 17 Stunden unterwegs – kam das Korps in Hermsdorf an und die Truppen sollten sich ein wenig ausruhen. Die Einwohner von Hermsdorf  erfuhren, dass sich viele Soldaten ihrem Heimatort näherten und waren mit Hab und Gut und ihrem Vieh in den damals sehr sumpfigen und schwer zugänglichen Strowensbruch geflüchtet. 

Die hungrigen Soldaten fanden in der Mehrzahl verlassene Häuser vor und kaum etwas zu Essen und zu Trinken.

Kurz nach der Ankunft von Yorks Truppen war aus Richtung Königswartha ein heftiges Schießen zu hören. Die über Johnsdorf und Neudorf nach Königswartha marschierenden Russen waren unverhofft auf den Feind gestoßen. Es war eine Division Italiener unter General Peyri, die auf der Strasse Bautzen – Hoyerswerda dem heranrückenden französischen Korps des Marschalls Ney  entgegen kommen sollten. Sie hatten bereits am 18. Mai vormittags  Königswartha besetzt. In der Annahme, hier keinen Feind vorzufinden, hatten die Italiener ihre Vorposten nur am Waldrand zwischen Königswartha und Neudorf aufgestellt. Auch die heranziehenden Russen waren überrascht, schlugen zwar die Vorposten zurück, blieben aber stehen, da sie sich für zu schwach hielten.

General Barclai de Tolly hatte von der damals unbewaldeten Höhe am Westhange des Hahnenberges das Geschehen verfolgt und setzte weitere russische Truppen zum Vorgehen auf  Königswartha ein. Gleichzeitig erteilte er dem General York den Befehl von Hermsdorf sofort in Richtung Wartha (bei Königswartha) aufzubrechen.

Die russischen Truppen lieferten sich zunächst mit den Italienern und württembergischen Kavalleristen in den Wäldern zwischen Neudorf und Königswartha ein hitziges Nahgefecht. Die Italiener wichen zurück und flüchteten nach Königswartha, wo sie den nachrückenden Russen in den Straßen und Häusern einen verzweifelten Widerstand leisteten. Weitere russische Truppen griffen in die Kämpfe ein und die Italiener zogen sich unter hohen Verlusten über Caminau in Richtung Wartha zurück. Auch die Einwohner von Caminau flüchteten und zogen sich auf kleine zugewachsene Inseln und Halbinseln – den so genannten Kaupen  im Großen Altteich zurück.

Die Verluste der italienischen Division beliefen sich auf 4 Generale, darunter General Peyri, 14 Stabs- und Oberoffiziere, 740 Unteroffiziere und Mannschaften als Gefangene und 7 Kanonen als Trophäen.

Auf den bewaldeten Höhen zwischen Caminau und Wartha – etwa dort, wo heute das Kaolinwerk ist – gelang den Italienern eine neue Verteidigungsstellung zu errichten. Da kam unerwartete Hilfe. Die Spitze des Korps von Marschall Ney erreichte auf der Straße Hoyerswerda – Bautzen diese Höhen und begann die Offensive gegen die Russen. Diese zogen sich wieder nach Neudorf zurück und Königswartha wurde erneut von Franzosen besetzt.

Kommen wir wieder nach Hermsdorf zu General York und seinen Truppen zurück. Nachdem der Befehl eingegangen war, in Richtung Wartha aufzubrechen, verließ das York`sche Korps Hermsdorf und bewegte sich Richtung Weißig. Vor dem Angriff hatten einige Soldaten einen Einwohner von Hermsdorf eingebracht, der als Wegekundiger die Husaren führen sollte.  Wenige hundert Meter hinter Hermsdorf wurden  sie sofort von französischen Truppen angegriffen. Es entwickelte sich ein kurzes Feuergefecht und die Franzosen wurden zurückgetrieben. Auch den wegekundigen Bauern aus Hermsdorf hatte eine Kugel getroffen. Eine in der Brusttasche steckende Flasche hatte das Geschoß zerschmettert und den Mann zu Boden geworfen. Als er später wieder zur Besinnung kam und unverletzt war, kehrte er rasch nach Hermsdorf zurück.

Ein Offizier von General York war bei dem kurzen Gefecht auf der Straße Hermsdorf – Königswartha vorausgeritten und hatte rechts der Straße eine Anhöhe bemerkt. Er stand auf dem Eichberg. Vom Eichberg hat man einen weiten Blick nach Norden und Westen über eine sanfte Ebene und kann ein großes Gebiet überblicken. Der Offizier sah, dass auf der Straße Spremberg – Bautzen große Kolonnen französischer Truppen sich bewegten. Die Spitze erreichte gegen 14:30 Uhr  bereits Steinitz. Es war das französische Korps des General Lauristan. Marschall Ney hatte dieses Korps auf die Straße Spremberg – Bautzen gewiesen, während er selbst auf der parallel führenden Strasse Hoyerswerda – Bautzen heranzog. Lauriston hatte bei seinem Vormarsch alle Brücken über die Kleinen Spree, bei Lohsa, Litschen, Friedersdorf und Kolbitz zerstören lassen.

General York eilte sofort mit zahlreichen Truppen und Geschützen  auf den Eichberg. Der Eichberg war hervorragend zum Aufstellen der Geschütze geeignet. Von hier beherrsche man die Bautzener Straße und die Ebene vollständig.

Auch die Franzosen erkannten die günstige Lage des Eichberges und wollten schnell in den Besitz der Höhe kommen. An einem großen Graben, der die Straße Steinitz – Weißig quert, wurden Geschütze aufgestellt, die das Feuer der preußischen Kanonen erwidern sollten.

Das erste ostpreußische Infanterieregiment hatte inzwischen Weißig besetzt und die hungrigen Soldaten suchten in den Häusern nach Essbarem. Die erschrockenen Bewohner flüchteten in die Sümpfe und Wälder zwischen Litschen und Kolbitz. Inzwischen kam es im Walde, westlich der alten Bautzener Strasse in der Richtung auf Neu-Steinitz, zu heftigen Gefechten.

Vom Eichberg aus erkannte York die herannahenden französischen Truppen, die in einer Übermacht waren. Doch hatten die Preußen die weit bessere Stellung. Da kam gegen 16:00 nachmittags ein neuer Befehl des Oberkommandierenden aus Neudorf. General York solle sofort das Gefecht abbrechen und nach Johnsdorf marschieren, um hier den Russen als Reserve zu dienen.

York ließ antworten: er werde sogleich gehorchen, müsse aber bemerken, dass der Feind der in bedeutenden Macht gegen ihn stehe, folgen und dann die Russen in der Flanke bedrohen werde; dass er hier in vorteilhafter Position kämpfend, die Russen wirksamer als bei Johnsdorf unterstützen könne, besonders, wenn er russischerseits verstärkt wird“.

York ließ seine Truppen in Richtung Johnsdorf abmarschieren. Ganz allmählich wurde das Gefecht abgebrochen. Der franz. General Lauristan hielt das Ganze für eine Kriegslist. Deshalb ließ er seine Truppen den zurückweichenden Preußen nicht folgen, sondern ging äußerst vorsichtig und tastend vor. Später gingen sowohl von Weißig, als auch von Neu-Steinitz französische Infanteriekolonnen vor und besetzten den verlassenen Eichberg.

Auf dem Wege nach Johnsdorf erhielt York die Nachricht von Barclai de Tolly, dass er dessen Einwendungen gelten lasse und gab Befehl, die alte Stellung wieder einzunehmen und den Eichberg bis auf den Abend zu halten. Die Truppen machten kehrt und gingen wieder in Richtung Eichberg. In den folgenden Stunden kam es zu schweren Kämpfen. „Eines der mörderischsten Nahgefechte begann, welches die Geschichte aufzuweisen hat“, schreibt ein Augenzeuge. Insgesamt wurde der Eichberg von den Preußen dreimal genommen und wieder verloren. Rund um den Eichberg tobten stundenlang schwere Gefechte mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Noch in den 1950er Jahren, also 140 Jahre nach der Schlacht am Eichberg, kam es nicht selten vor, dass bei Schulklassenausflügen zum Eichberg, die herumstöbernden Schüler Kanonenkugeln fanden.

Zwischen 21.00 Uhr und 22:00 Uhr beruhigte sich die Lage etwas. York ließ weiträumig Wachfeuer aufstellen, um dem Feind eine größere Anzahl von Soldaten auf Seiten der Preußen vorzutäuschen und den Feind einzuschüchtern weitere Angriffe zu unternehmen. Die Artillerie bekam den Befehl zum Abzug nach Johnsdorf. Die Soldaten, die bereits 24 Stunden marschiert und im Kampf standen, gaben sich etwas der Ruhe hin. York informierte General Barclai de Tolli, dass er gegen Mitternacht in Richtung Klix abzurücken gedenke. Um 22:30 Uhr hatte letztlich der Feind seine Vorwärtsbewegung eingestellt und um 23:30 zogen die Preußen ab. Sie hatten mehr als 7 Stunden die französische Übermacht aufgehalten.

In Yorks Bericht heißt es „Mit 5673 Mann war ich ins Gefecht gegangen durch welches ich einen Verlust von 1500 Mann erlitt“. Es starben 246 Soldaten und 13 Offiziere; 1411 Soldaten und 62 Offiziere wurden verwundet.

 

Genau 100 Jahre später, am 18. Mai 1913 wurde auf dem Eichberg ein etwa 10 Meter hohes Denkmal aus Granit  eingeweiht. Es soll das zweithöchste in Sachsen sein, welches an die Gefallenen der Befreiungskriege erinnert. An der Vorderseite des Denkmals sind mehrere Kanonenkugeln, ein eiserner Ehrenkranz  und eine Gedenktafel angebracht.

Die Inschrift der Tafel lautete „Den gefallenden Helden“. Bei der feierlichen Einweihung waren zahlreiche Gäste und Honoratioren, Schärpe tragende Ehrendamen und Bürger der umliegenden Orte anwesend. Aus Anlass der Einweihung wurde eine Festschrift herausgegeben, die mir  als Grundlage für meinen Beitrag diente. Die Einweihung des Denkmals muss wohl Volksfestcharakter getragen haben, denn noch heute gibt es bei meiner Familie einen einfachen Bierhumpen aus Keramik mit der Aufschrift „Jahrhundertfeier Weißig 1813 – 1913“.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Tafel höher gesetzt und an der ursprünglichen Stelle eine neue Gedenktafel für die im 1. Weltkrieg gefallenen Weißiger Bürger angebracht. Anfang der achtziger Jahre wiederum wurde diese Tafel entfernt und eine neue mit der Inschrift:

18. Mai 1913 – An dieser Stelle führten unter General York 8000 preußische und russische Soldaten in treuer Waffenbrüderschaft am Vorabend der Schlacht von Bautzen ein schweres Gefecht gegen 14000 Mann der französischen Okkupationsarmee unter Lauriston“.

Da der 100. Jahrestag der Schlacht am Eichberg, der 19. Mai 1913 ein Montag war, erfolgte die Einweihung des Denkmals einen Tag zuvor am 18. Mai. Dies führte mitunter in der Literatur zu Fehlinterpretationen, indem häufig von der Schlacht am Eichberg am 18. Mai 1813 gesprochen wird.

Im Königswarthaer Gutsgelände, dort wo die italienische Diversion mit den Russen kämpfte, befindet sich seit Anfang diesen Jahres eine Tafel mit folgender Inschrift:

19. Mai 1813 – In und um Königswartha kämpften 10 000 italienische und 300 württembergische Soldaten unter dem General Peyri gegen 18 000 russische Soldaten unter Barclai de Tolly. Das Gefecht endete nach mehreren Stunden für beide Seiten sehr verlustreich“.

Was ist aus den Befehlshabern in der Schlacht am Eichberg geworden?

General York wurde vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm III zum Generalfeldmarschall ernannt und in den Grafenstand erhoben. Des Weiteren erhielt er das Schloss Klein Oels im Kreis Ohlau in Schlesien geschenkt. Er starb 1830.

General Barclai de Tolli schaffte es bis zum Oberbefehlshaber der russischen Armee und war an der Einnahme von Paris beteiligt. Er wurde von Zar Alexander I. zum Fürsten ernannt. Später setzte er sich in Livland zur Ruhe und starb am 13. Mai 1818. In der Ruhmeshalle Wallhalla gibt es eine Büste von ihm.

General Lauriston fiel nach der Völkerschlacht beim Durchschwimmen der Weißen Elster in

die Hände des Feindes und wurde nach Berlin gebracht. Später huldigte er Ludwig den XVIII. Während der 100 Tage nach Napoleons Rückkehr von der Insel Elba zog er sich auf sein Gut zurück. Er brachte es 1820 bis zum Marschall und Minister des königlichen Hauses und starb am 10. Juni 1828.

Marschall Michel Ney, der enge Vertraute Napoleons, wurde 1814 Kommandeur der Kaiserlichen Garde. Nach der Niederlage Napoleon trat er zu den Bourbonen über und Ludwig der XVIII. ernannte ihn zum Pair von Frankreich. Bei Napoleons Rückkehr von der Insel Elba trat er wieder in dessen Dienste und wurde nach der Niederlage bei Waterloo am 3. August 1815 verhaftet. Wegen Hochverrats wurde er am 7. Dezember 1815 in Paris erschossen.

 

Die Kriegslasten für Königswartha

Kriege und Kampfhandlungen forderten schon immer von den Einwohnern der Dörfer und Städte hohe Belastungen. In der Beilage zum Bautzener Tageblatt vom Januar 1930 wurden in einem Beitrag von Hans Schneider die Kriegslasten für Königswartha – damals gab es etwa 1100 Einwohner – genannt.

Folgende Leistungen mussten erbracht werden:

  • Vorspannleistungen, d.h. das Bereitstellen von Pferdegespannen und Fuhrdiensten
  • Lieferungen von Nahrungsmitteln und Futter
  • Einquartierungen von Soldaten

Bereits 1812 mussten in 33 Fällen Gespanne gestellt werden. Zum Beispiel waren am 5. Januar 1812 zehn Wagen und zwanzig Pferde zu stellen, um Ausrüstungen für die Königlich Bayrischen Truppen von Hoyerswerda nach Spremberg zu befördern. Am 10. Februar des gleichen Jahres waren 5 Wagen und 20 Pferde zu stellen um 20 Fässer Mehl von Zeißholz nach Spremberg zu bringen. Französische Truppen mussten im August 1812 von Hoyerswerda nach Königsbrück gebracht werden. Fuhrleistungen erfolgten auch von Wittichenau nach Spremberg, von Kamenz nach Bautzen, von Weidlitz nach Weißenberg, von Bautzen nach Löbau und von Königswartha nach Wurschen. Für diese Leistungen bekamen die Königswarthaer Fuhrleute insgesamt 78 Taler und 20 Groschen vergütet, zum Teil aus der Landes- Steuerkasse und zum Teil aus der Steuerkasse von Bautzen.

Im Jahre 1813 erhöhten sich die Vorspannleistungen auf 64. So mussten im Frühjahr zwölf Wagen mit 24 Pferden kranke sächsische Soldaten von Hoyerswerda nach Weißbach  gebracht werden. Einmal wurden sogar 27 Wagen mit 54 Pferden angefordert. Im April und Mai 1813 wurden die Gespanne vor allen Dingen von den russischen Truppen in Anspruch genommen, so zum Beispiel 18 Wagen mit 36 Pferden, um militärische Artikel für ein russisches Kürassier-Regiment von Königswartha nach Gersdorf zu bringen.

Fast alle Fuhren, die die Königswarthaer für die sächsische Armee geleistet hatten, wurden aus der Landessteuerkasse ordnungsgemäß abgegolten. Für andere Fuhren fand Hans Schneider keine Belege.

Einen eigenartig anmutenden Befehl erhielten die Königswarthaer am 31. August 1813 als sie 40 Mann mit 20 Schubkarren stellen mussten, um damit verwundete französische Soldaten von Budissin nach Rothenburg zu bringen. Wie lange mag diese Reise gedauert haben und welche Anstrengungen kostete sie?

Auch die  Versorgung von Soldaten mit Nahrungsmitteln und der Pferde und Zugtiere mit Futter musste gewährleistet werden. Die Lieferungen wurden zu einem Drittel vom Rittergut und zu zwei Dritteln von der Gemeinde erbracht.

So waren am 10. Mai 1813 folgende Lieferungen für die Verpflegung der Soldaten und Futter für die  Pferde nach Kamenz zu bringen: 32 Zentner und 40 Pfund Mehl, 88 Schock und 8 Metzen Hafer (1 Schock = 60; 1 Metze = 6,44 Liter d.h. 34 054 Liter Hafer), 64 Zentner und 80 Pfund Heu, 177 Kannen Brandtwein, 5 Schock und 8 1/2 Metzen Grütze (nahezu 2000 Liter). Am 13. Mai 1813 sollen laut diesem Bericht 1000 Kosaken mit 1240 Pferden in Königswartha eingerückt sein. Vom Rittergut musste dafür 30 Zentner Mehl, 130 Schock Hafer, 121 Zentner und 72 ½ Pfund Heu, 18 Schock Stroh, 320 Pfund Fleisch und 1200 Kannen Bier geliefert werden.

Die Liefermengen erhöhten sich noch vom 17. bis 19. Mai 1813. So musste u.a. 1417 Pfund Fleisch durch das Rittergut und 826 Pfund Fleisch von der Gemeinde, 250 Kannen Bier vom Rittergut , 700 Kannen Bier vom Gastwirt Auer, 550 Kannen Bier vom Gastwirt Clemmer, 600 Kannen Branntwein von der Gemeinde und 580 Kannen Branntwein vom Schnapsbrenner Busch geliefert werden. Dazu kommen noch Massen von Getreide, Mehl, Heu, Grütze u.a. 

Aber nicht nur auf Naturalien erstreckte sich die Beitragspflicht der Gemeinde. Am 9. Oktober 1813 sind  insgesamt 471 Taler, die das Rittergut, die Bauern und die Gemeinde erbringen mussten, an die Landessteuerkasse  zur Anschaffung militärischer Bedürfnisse abgeführt worden.

Darüber hinaus gab es über Monate hindurch Einquartierungen. Mitunter betrug die Zahl der Einquartierungen das Doppelte bis dreifache der Einwohnerzahl von Königswartha.

Am 22. April 1813 übernachteten in Königswartha, Caminau, Neudorf und Niesendorf insgesamt 642 russische Offiziere und Soldaten unter dem Kommando des Oberst Baron von Charledon. Die Verpflegungsgebühr betrug für das ganze Regiment 249 Taler. Einen Tag  später übernachteten wieder 368 russische Offiziere und Soldaten des Obristen Baron von Stachelberg.

Vom 10. September 1813 bis weit in den November 1813 wurde Königswartha ununterbrochen von Militär durchzogen. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Jeder kann sich an Hand der genannten Zahlen die hohen Belastungen für die Einwohner vorstellen, zumal auch die Soldaten von sich aus so manches requirierten.