Eisenbahnlinie Bautzen-Königswartha-Hoyerswerda - Geschichtsverein RAK e.V.Königswartha

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Eisenbahnlinie Bautzen-Königswartha-Hoyerswerda


 
Eisenbahnlinie Bautzen - Königswartha – Hoyerswerda
Ausbau der Eisenbahnstrecke in Richtung Hoyerswerda

Die ausgewählten Schriftstücke aus dem Jahr 1908 waren Teil dieser bedeutsamen
Maßnahme für unsere Gemeinde
Auf dem Umschlag des vorstehenden Briefes steht folgendes:
 
Herrn Joh. Elle, Besitzer des Grundstückes Blatt 75 des Grundbuchs für Commerau in Commerau P.Königswartha (Sa.) Nr. 157 H.
Ein weiterer Schriftzug auf diesem Umschlag lautet: „zugestellt Tittmann -
 
Wertbrief an die Staatseisenbahn – Eisenbahn 1908“ sowie ein Stempel mit Inschrift „Hierzu ein Formular zur Zustellungsurkunde Wertbriefzustellung“.
Herr Tittmann war ein urkundlich bestellter Briefträger. Schriftstücke zu seiner Bestellungund viele weitere Informationen zur Post in Königswartha können
in unserer Ausstellung „Königswartha um 1900“ in Augenschein genommen werden .(Postgeschichte Königswartha)

Briefträger Tittmann

Am 24. Januar ds. Js. nachmittags ½ 2 Uhr soll im Ortsgasthofe zu Commerau die Auszahlung der Entschädigungsgelder für das zum Eisenbahnbau enteignete, bez. als unwirtschaftlich erworbene Areal samt Zinsen stattfinden.Sie werden ersucht, zur gedachten Zeit am bezeichneten Orte sich pünktlich einzufinden, die Zahlung
in Empfang zu nehmen unddarüber Quittung zu leisten.
 
Im Behinderungsfalle wollen Sie sich durch einen Beauftragten vertreten lassen, der sich in dieser Eigenschaft durch eine von der Ortsbehörde beglaubigte, zur Empfangnahme von Geld und Quittungsleistung darüber berechtigte Vollmacht auszuweisen hat.
 
Ehefrauen, die Zahlungen zu erhalten haben, müssen in Begleitung ihrer Ehemänner erscheinen. Es ist notwendig, dass jeder Zahlungsempfänger seine Besitzpapiere, Kauf, Besitzstandsverzeichnis usw. mit zur Stelle bringt.
 
Wer dieser Ladung nicht Folge leistet, oder sich über die Empfangsberechtigung nicht gehörig auszuweisen vermag, hat zu gewärtigen, dass der Geldbetrag auf Kosten des Empfängers gerichtlich hinterlegt wird. Der Zinslauf hört mit diesem Tage auf.
 
Dresden, am 17. Januar 1908
 
Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen,
 
IV. Abteilung
 
Unterschrift  (unleserlich)
 
An Herrn Johann Elle in Commerau

Auszugsweise Abschrift
Die Königliche Kreishauptmannschaft hat in kollegialer Zusammensetzung die mit Bericht vom 17. Vor. Mts. überreichten Rekurse der Grundstücksbesitzer:
Johann August Schiemann, Johann Karl Schieback, Michael Krusche, Johann Schubert, Johann August  Schudack, Johann Krusche, Georg Pelch, Johann Pelch, Ernst Hermann Schulze, Gustav Adolf Schiemann,
Karl August Schütze, Johann Elle, Johann Paulick, Johann Krahl, Michael Richter, Georg Schieback,
Karl  August Krahl, Johann Robel, Johann Wuhler, Johann Noack für Marie Anna Noack, Johann Wukasch und  August Schieback,
                sämtlich in Commerau,
als unbegründet verworfen, indem die Königl. Kreishauptmannschaft den Ausführungen der Sachverständigen bezüglich dieser Rekurse in allen Punkten beigetreten ist und die ausgeworfenen Entschädigungsbeträge aus dem von den Sachverständigen ausgeführten Gründen für entsprechend angesehen hat. Von Herbeiziehung eines Obergutachters ist Abstand genommen worden, da die erstatteten Gutachten völlig überzeugend sind und es deshalb nicht nötig erschien, die durch Gehör anderer Sachverständiger entstehenden nicht unerheblichen Kosten zu verursachen.
 
gg.                                                                             gg.
 
Königliche Kreishauptmannschaft.
 
Berger.
 
An
 
die Amtshauptmannschaft
 
Bautzen.

Bautzen, den 22. Mai 1908
 
Zur Beräumung des zum Bau der Bahnlinie Königswartha-Landesgrenze in der Flur Commerau enteigneten Landes ist Termin auf
 
Freitag, den 12. Juni 1908,
 
vormittags 9 Uhr,
 
anberaumt und als Versammlungsort der Gasthof zu Commerau bestimmt worden.Die außengenannten Beteiligten werden geladen, zu diesem Termin pünktlich in Person oder durch gehörig bevollmächtigte Vertreter (: Ehefrauen mit ihren Ehemännern :) zu erscheinen. Die Geladenen werden bedeutet, daß sie im Falle ihres Ausbleibens die Grenzfeststellung und die sonst im Termin zu treffenden Festsetzungen gegen sich gelten zu lassen haben. Die Grundstückseigentümer werden aufgefordert, die an ihren von der Bahnanlage betroffenen Flurstücke in der Nähe der Bahn befindlichen Grenzsteine noch vor dem Termin bloßzulegen oder leicht und sicher erkennbar zu machen, damit gestörte Privatgrenzen, soweit nötig, bei der Beräumung wieder hergestellt werden können.
 
                       
Königliche Amtshauptmannschaft.
 
                       (Unterschrift „Laurist“ ?)
 
 
 
An Herrn Johann Ellein Commerau b. Kö.

 
 
Zusammengestellt und abgeschrieben: Annemarie Rentsch
Juli 2023


Ausbau der Eisenbahnstrecke in Richtung Hoyerswerda   -  Chronologische Reihenfolge
 
  • Bautzen-Königswartha am 1.Dezember 1890 eröffnet; Länge 19,8 km.
  • Bis zur Fertigstellung der Eisenbahnlinie Königswartha – Hoyerswerda dauerte es noch 18 Jahre; Grund: Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen, verschiedene Ansichten.
  • Am 24.3.1905 beschlossen die sächsische  und preußische Regierung, dass jeder Staat auf seinem Territorium die Strecke als vollspurige Nebenbahn ausbaut.
  • 02.06.1905: Schreiben des Kaolinwerks Caminau an Königliche Amtshauptmannschaft Bautzen. Es wird darum gebeten, die neue Eisenbahnlinie von Commerau über Caminau zu führen, um Kaolin mit der Bahn zu transportieren.
  • Planfeststellungstermin zur Eisenbahn Königswartha – Landesgrenze;
  • Am 9. Juli 1907, vormittags 8:00 Uhr, im Gasthof „Zum Sächsischen Haus“ in Königswartha. Anwesend: 28 Personen, darunter u.a. Andreas Biewusch für seine Ehefrau und Johann August Hettmann.
  • Die Bauarbeiten an der Bahnlinie Königswartha – Landesgrenze sind fertiggestellt, so dass die Abrainung des Bahnkörpers erfolgen kann (es handelt sich um das Setzen von neuen Rainsteinen mit den betroffenen Anliegern).
  • Bürger Pelch macht wegen 6 qm (die nachträglich zur besseren Wegeregulierung bei der Heueinfuhrgebraucht werden) Schwierigkeiten.
  • Am 30.8.1908 fuhren von Bautzen und Hoyerswerda Festzüge mit 300 Persönlichkeiten nach Königswartha, wo der Rittergutsbesitzer ein „opulentes Frühstück“ spendierte.
  • Strecke am 1. Oktober 1908 eingeweiht; 19 km lang; Haltepunkte in Commerau, Groß Särchen, Hoske (Überquerung der Schwarzen Elster und Unterquerung der Lausitzer Grubenbahn), Wittichenau, Dörgenhausen, Hoyerswerda. Bachbrücke war17 Meter lang.
  • Am 1.10.1934 kam der Abschnitt Landesgrenze nach Hoyerswerda zum RBD-Bezirk DD.
  • Am 9.1.1937 wurde Hoske in Elsterrode (Arisierung) umbenannt und es wurden sofort alle Fahrpläne auf dieser Strecke geändert.
  • Im September 1956 fuhr ich die Strecke von Hoyerswerda nach Bautzen zur Oberschule; Dauer 80 Minuten.
  • Am 1. September 1961 - Eröffnung der neuen Strecke Königswartha – Knappenrode mit Befahrbarkeit für lange Güterzüge;
  • Gleisanschluss für das Kaolinwerk Caminau – 56 Jahre nach erster Antragstellung.
  • Am 26. Mai 1968 wurde der Zugverkehr auf der alten Strecke über Commerau eingestellt und stillgelegt; er war nur 60 Jahre in Betrieb.
  • Abbau der Gleise ab 7. Juli 1973; es gibt noch einige alte Rainsteine.

Bilder von der Einweihung der Bahnstrecke in Königswartha

Weitere Informationen unter nachstehendem Link:
 https://www.sachsenschiene.net/bahn/str/str005.htm

Im Staatsfilialarchiv Bautzen zu diesem Thema recherchiert von Hans-Joachim Gawor

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