Kleindenkmale - Geschichtsverein RAK e.V.Königswartha

Königswarthaer Geschichtsverein-RAK
Königswarthaer Geschichtsverein RAK e.V.
Direkt zum Seiteninhalt

Kleindenkmale

Kleindenkmale in der Gemeinde Königswartha
recherchiert von Hans-Joachim Gawor

Ob Postmeilensäulen, Kilometersteine, Wegweisersäulen, Steinkreuze, Gemarkungssteine, Denkmalsteine, Flur- oder Grenzsteine, sie alle bleiben in unserem Alltag häufig unbeachtet, obwohl sich historische Kostbarkeiten sind. Diese Kleindenkmale fallen häufig den verschiedenen Baumaßnahmen wie Straßenverbreiterungen, Fußwegeausbau, neue Grundstückseinfahrten, Flurbereinigungsmaßnahmen oder Großflächenlandwirtschaft  zum Opfer und gehen für immer verloren. Hinzu kommen Unkenntnis, Unbesonnenheit oder auch Vorsatz, die ihre Anzahl stark reduzieren lässt. In der Gemeinde Königswartha und den Ortsteilen haben wir heute zum Glück noch eine bedeutende Anzahl dieser Kleindenkmale und ich möchte eine kleine Bestandsaufnahme hier veröffentlichen.
 
Im Jahre 2018 fand ich in Königswartha und Ortsteilen noch dreiundzwanzig Wegweisersäulen. Bereits vor 300 Jahren hatte Kurfürst August der Starke das Aufstellen von hölzernen Armsäulen zur Wegemarkierung angewiesen. Diese Armsäulen gibt es heute nicht mehr, lediglich eine ähnliche ist mir in der Neschwitzer Flur bekannt. Am 29. Januar 1820 hatte der sächsische König Friedrich August die Errichtung von steinernen Wegweisern an Kreuzungen von Land und Poststraßen sowie von Dorf und Nachbarwegen angewiesen. Etwa aus dieser Zeit stammen die ältesten der heute noch vorhandenen Wegweisersäulen.
 
Aus historischen Karten ist zu entnehmen, dass ihre Anzahl in Königswartha und Ortsteilen ehemals bedeutend größer war. Zurzeit werden die Wegweisersäulen von einer heimischen  Malerfirma neu angestrichen und mit den Verkehrsbeziehungen in der altdeutschen Schrift „Fraktur“ versehen.

 
Wegweisersäule                                                                     Steinkreuz auf Johnsdorfer Flur
Weiterhin existieren in der Gemeinde noch sechs Steinkreuze – im Volksmund auch Sühnesteine genannt –  und  zwei Kreuzsteine. Bis auf eine Ausnahme sind alle über 200 Jahre alt. Als eines der schönsten Steinkreuze der Oberlausitz gilt das im Wald nördlich von Johnsdorf. Auch das Steinkreuz am ehemaligen Rittergut Commerau ist besonders sehenswert. Darüber hinaus gibt es im Ortsteil Wartha, im Pflegeheim Königswartha und im Wald am Gewerbegebiet weitere interessante Steinkreuze.
Hinzu kommt in Commerau das Steinkreuz für Georg Michauk, der am 28. Januar 1835 von seinem Knecht erschlagen wurde. Bei Oppitz gibt es den Robert-Maucke-Stein. Er erinnert an den herrschaftlichen Revierförster,  der am   21 Februar  1869 von Wilderern getötet worden ist. Auch am Festplatz Königswartha haben wir einen schönen Gedächtnisstein. Er ist dem  sorbischen  Dichter, Verleger und Mitbegründer der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Handrij Zejler (1804 bis 1872) gewidmet. Im August 2020 hat Herr Werner Sporka, Mitglied des Königswarthaer Geschichtsvereins, die Beschriftung  sehr schön erneuert.

   
Gedächtnisstein für R. Mauke in Oppitz                                Handrij-Zeller-Stein in Königswartha
   
Obelisken und Steintafeln, die an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege erinnern, gibt es in Königswartha am Marktplatz, an der Ev.-luth. Kirche und am Neuen Friedhof, sowie am Ehrenhain in Oppitz und im Zentrum von Wartha.
Aus Anlass der Ortsgründung im Jahre 1565  steht seit September 2015 in der Ortsmitte von Johnsdorf ein  großer Erinnerungsstein. Er ist der jüngste Erinnerungsstein in Königswartha.
Von den im Jahre 1858 aufgestellten königlich-sächsischen Postmeilensteinen und Halbmeilensteinen entlang der alten Poststraße von Bautzen nach Hoyerswerda – heute Bundesstraße 96 – sind in der Ortslage der Gemeinde Königswartha keine mehr vorhanden. Eine königlich-sächsische Meile betrug damals 7,5 Kilometer. Der letzte im Jahre 2001 von dem Heimatforscher Eberhard Schmitt noch dokumentierte stark verwitterte königliche Halbmeilenstein südlich von Caminau (Foto B5) fiel dem Straßenausbau zum Opfer. So gibt es heute auf der Bundesstraße zwischen Bautzen und Hoyerswerda nur noch einen einzigen königlich-sächsischen Meilenstein.  Er steht  nördlich des  Abzweiges  nach Zescha. Vor etwa fünfzehn Jahren wurde er restauriert. Danach ist durch Vandalismus die fünfarmige metallene Halbkrone auf der Nordseite herausgebrochen worden.
           
B5 Ehem.Halbmeilenstein südlich Caminau              B6 Meilenstein nördlich Abzweig Zescha

Mit der gesetzlichen Einführung des metrischen Systems in Deutschland wurden die  Meilensteine im Königreich Sachsen bereits im Jahre 1873 wieder abgeschafft und durch Kilometersteine ersetzt. Napoleon hatte bereits vor 1815  das metrische System mitgebracht, aber es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert bis es sich in Sachsen durchsetzte.  Auch die befestigten Straßen in Königswartha und Ortsteilen erhielten  eine Kilometrierung mit Steinen (20x20x40 cm) aus Granit, die in Abständen von einhundert Meter aufgestellt worden sind. Ein Teil der Meilensteine und Halbmeilensteine sind dabei auf Kilometer-Angaben umgestellt worden. Heute haben die Kilometersteine nur noch historische Bedeutung. In Königswartha gibt es noch fünfzehn Stück, davon zehn an der Hauptstraße, drei in der Neudorfer Straße und zwei in der Bahnhofstraße. In Commerau existieren noch vier Kilometersteine und in Truppen zwei. Lediglich einer steht noch außerhalb der Orte, nämlich der Kilometerstein 1,4 zwischen Commerau und Truppen.  Darüber hinaus gibt es noch zwei nicht definierbare Wegesteine, einer in Johnsdorf und einer in Königswartha mit den Ziffern 26 bzw. 23.

      
B7 Km-Stein 64,1 an der Hauptstraße                         B8 Km-Stein 2,0 in Truppen

Weitere historische Steine in der Gemeinde sind die Gemarkungssteine, häufig auch Marksteine genannt. Sie waren eine Art Ortseingangsschilder und standen direkt an den Kommunalgrenzen.
 
   
 
 
 
B9: Markstein Gemeinde und Gutsbezirk Wartha                      B10: Markstein Commerau - Rachlau
 
 
Sechs Stück der etwa 175 Jahre alten Exemplare habe ich bisher noch gefunden. Jeweils zwei auf Commerauer und Oppitzer Flur und jeweils einen auf Warthaer und Johnsdorfer Flur. Die meisten sind in einem sehr schlechten Zustand und bei einigen ist die Inschrift kaum erkennbar.  Besonders gut erhalten ist ein Markstein, der im Gestrüpp versteckt auf Warthaer Flur steht und die Grenze der Gemeinde Wartha und des Gutsbezirkes Wartha anzeigt. Der Oppitzer Heimatforscher Werner Strümpe hat ihn vor Jahren wiederentdeckt.
 
 
Zahlreich vorhanden sind dagegen die Grenzsteine der sächsisch-preußischen Grenze von 1815. In unserer Gemeinde beträgt die Grenzlinie – unter Einbeziehung des Hermsdorfer Korridors zwischen Johnsdorf und Oppitz – nahezu zweiundzwanzig Kilometer und es existieren noch neunzehn große Grenzsteine (Pilare) und mehr als neunzig Grenzzwischensteine (Läufersteine). Während die bis zu 1000 kg schweren Pilare bereits 1828 aufgestellt wurden, kamen die Läufersteine erst zwischen 1880 und 1900 zum Einsatz. Der Tischlermeister!! Ernst Wilhelm August Rölke aus Königswartha erhielt im Jahre 1900 von der königlichen Amtshauptmannschaft Bautzen den Auftrag, alle Grenzzeichen auf dem vierundfünfzig Kilometer langen Abschnitt zwischen Kleinsaubernitz (Grenzstein 68) und der Stara Droha, (Grenzstein 115, nord-westlich von Truppen) anzustreichen. Seiner detaillierten Rechnung verdanken wir heute die genaue Anzahl der Läufersteine im Jahre 1900 zu erfahren. Damals gab es im oben genannten Abschnitt 883 Läufersteine. Mit meinen Grenzsteinsucher-Freunden Werner Rentsch und Peter Seltenheim fanden wir von 2008 bis 2018 in diesem Bereich noch 428 Läufersteine. Das Grenzsteinpaar 99, welches heute am Marktplatz von Königswartha steht, fand ich im Februar 2008 im morastigen Gelände am Strowenzbruch. Ursprünglich stand es bei Hermsdorf an der Kleinen Spree, konnte aber am Originalstandort nicht mehr aufgestellt werden. Anlässlich des Tages des offenen Denkmales im September 2008 wurde es mit Zustimmung der unteren Denkmalschutzbehörde am heutigen Standort eingeweiht und ist einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
 
  
B11. GS-Paar 99 mit Läuferstein. Dahinter Obelisk für die Gefallenen des 1. Weltkrieges
 
An der Mühlgrabenbrücke im Gutsgelände Königswartha befindet sich ein interessanter dreieckiger Pfeiler mit den schlecht lesbaren Initialen K.R. oder ähnlich  und die Jahreszeit 1842 auf dem Kopf. Er steht gegen die Fließrichtung und sollte vermutlich die Brücke bei Hochwasser und Eisgang schützen.
 
Die genannten Kleindenkmale in unserer Gemeinde stellen ein Stück deutsche Geschichte zum Anfassen dar und müssen uns und den Nachfolgegenerationen noch lange erhalten bleiben. Positiv zu erwähnen ist, dass die  Gemeindeverwaltung die Kosten für das Anstreichen und Beschriften der Wegweisersäulen (zunächst jährlich fünf Stück), die Beschriftung  des Handrej-Zejler-Steines und die Restaurierung des Obelisken am Neuen Friedhof übernimmt. Bei der Restaurierung des Obelisken stellte W. Sporka fest, dass sich ehemals  auf dem Kopf  noch ein Schlussstein befand (Foto 13). Vielleicht gelingt es in Zukunft einen Sponsor für die Wiederanfertigung eines solchen Abschlusssteines zu finden oder es gibt dafür einen Fördertopf.        
 

B12: Brückenstein von 1842 am Mühlgraben

B13 Obelisk mit Schlussstein
 
 
Im April 2011 wurde zwischen Johnsdorf und Oppitz ein Forstdreieckstein mit den Initialen HE (Hermsdorf), M (Milkel) und H (Holscha) von Unbekannten entwendet. Der Stein hatte eine Höhe von etwa 70 cm und trug auf dem Kopf die Jahreszahl 1770. Mehrere Kriege hat er überlebt und stand 240 Jahre an seinem Ort! Etwa 2013 ging bei Straßenbaumaßnahmen in Oppitz gegenüber der ehem. Gaststätte „Grüner Wald“ ein Läuferstein verloren.
 
 
 
B14: Entwendeter Forstdreieckstein von 1770

B15: Im Januar2020 gestohlener Läuferstein
 
Der letzte bekannte Verlust ist von Januar 2020. An der Bundesstraße 96, in Höhe des Kaolinwerkes, wurde ein Läuferstein, der sich unmittelbar neben dem Grenzpilar 108 befand, von Unbekannten entwendet.                   
 
Auch andere Kommunen verzeichnen den Diebstahl von Kleindenkmalen. So ist im Dezember 2015 in Lieske/Spree ein 900 bis 1000 kg schwerer Grenzpilar von seinem Standort entfernt worden. Zum Glück scheiterte später der Abtransport nach 150 Metern. In der Gemeinde Kreckwitz wurde im Mai 2020 ein kleiner Gedenkstein von 1886 zwischen Meschwitz und Soritz gestohlen. Anfang September 2020 wurde ein Jesuskreuz zwischen Camina und Großdubrau entwendet.

Wir danken unserem Vereinsmitglied Hans-Joachim Gawor an dieser Stelle ganz herzlich für seine - über 2 Jahre andauernden - akribischen und mitunter auch recht mühevollen Recherchen allein zum Thema “Kleindenkmale“ (ohne Grenzsteinsuche!).  


 Besucherzähler
19.06.2023
Zurück zum Seiteninhalt