Bodenfunde - Geschichtsverein RAK e.V.Königswartha

Königswarthaer Geschichtsverein-RAK
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Bodenfunde

Abschrift aus der Chronik
Erste menschliche Spuren sind im Gebiet von Königswartha fast 4000 Jahre alt. Sie entstammen einer Zeit, in der man noch nicht schrieb und deren Art man nur mühsam aus Bodenfunden herauslesen kann.
 
Die frühesten Funde – etwa 1800 Jahre vor unserer Zeitrechnung – wurden beim Grundgraben im Gelände des heutigen VEB Mechanische Werkstätten im Jahre 1956 geborgen. Es waren vier schnurkeramische Gefäße und eine Streitaxt. Leichenbrandreste konnten nicht festgestellt werden. Die Funde gehören in die Kulturstufe der „Jüngeren Steinzeit“.
 
Ebenfalls aus der „Jungsteinzeit“ stammen die abgebildeten Funde. Sie wurden in Eutrich geborgen.
In den Jahren 1786 – 1793 hob man bei Erdarbeiten auf der Winze, dicht vor dem ehemaligen herrschaftlichen Hofe 223 Gefäße aus dem Boden, darunter verschiedene Bronzegeräte. Damit war ein Gräberfeld der „Lausitzer Kultur“ - etwa 1100 Jahre vor unserer Zeitrechnung - aufgedeckt.
 
Der damalige Besitzer von Königswartha, Johann-Friedrich-Karl Reichsgraf von Dallwitz, ein Freund und Kenner der Altertumswissenschaft, ließ die Fundstücke von dem Dresdner Künstler Knöbel nach der Natur zeichnen. Die Zeichnungen wurden in mehreren Prachtbänden – zu 200 Blatt – gebunden. Ein Original dieses Werkes „Königswartha – subterranea“ (Das unterirdische Königswartha) liegt bei den Städtischen Kunstsammlungen zu Görlitz, ein zweites in der Stadtbibliothek in Löbau. Ein Manuskript zu den Abbildungen ist nur in Görlitz vorhanden, wo sich auch die 223 Gefäße befinden. Zur Ergänzung füge ich einen Bericht bei. Er wurde im November 1798 in der „Lausitzer Monatsschrift“ veröffentlicht:
 
„Rühmlich und näherer Bekanntmachung wert sind die Bemühungen, welche einige Freunde und Kenner vaterländischer Altertümer auf Entdeckung ehemaliger Begräbnisplätze verwendeten, da die hierbei angestellten Beobachtungen, vielleicht die einzigen übrig gebliebenen Hilfsmittel uns darbieten, um über manche Gebräuche, Gewohnheiten und Sitten jener früheren Bewohner der Lausitz zu erfahren. Bei der beträchtlichsten Entdeckung dieser Art, welche in den Jahren  von 1786 – 1793 in dem, im budissinischen Kreise gelegenen Marktflecken Königswartha geschah, waltete ein nicht gewöhnliches Glück vor. Denn dieser Ort gehörte damals dem nunmehr verstorbenen Herrn Geheimrat und Domdekan zu Meißen, Grafen von Dallwitz, welcher den Wert dieses Fundes als Kenner der Altertümer und Freund jeder schönen und nützlichen Wissenschaft zu würdigen wußte. Das Ausgraben dieser unterirdischen Seltenheiten ward daher mit unermüdlichem Fleiß, der keinen Aufwand in Gegenrechnung zog, zugleich aber auch mit sorgsamer Behutsamkeit betrieben.
 
Der Platz, in dem jene Überbleibsel aus früherer Zeit mehrerer Jahrhunderte ruhten, liegt dicht vor dem herrschaftlichen Hofe zu Königswartha und ist sparsam mit Holz bewachsen. Er führt den Namen: der Winz (x).
 
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ward er zur Ansetzung einer Kolonie bestimmt. Als dieser Plan in der Folge unausgeführt blieb, wollte der verstorbene Herr Graf von Dallwitz jenen ziemlich beträchtlichen Raum zu einer Gartenanlage im englischen Stil benutzen. Allein der kiesichte fast ganz untragbare Boden vereitelte auch diese Absicht. Die Anpflanzungen erstarben bei aller Pflege und Sorgsamkeit und es schien als ruhe auf diesem schon vor einer langen Reihe von Jahrhunderten dem Tode gewidmeten Platze die Bestimmung zu ewiger Verödung.
 
Bei dem wiederholten Versuche einer Kultur dieses Platzes durch Holzanpflanzung und besonders bei der Gelegenheit als der Baukommissar, Herr Rösler, eine Allee daselbst absteckte und die Löcher für die Bäume graben ließ, ward die erste Entdeckung der Urnen gemacht und so in den Jahren 1786 bis 1793 mit möglichster Vorsicht und fortgesetztem Fleiß die vollständigste in der Oberlausitz bisher bekannte Sammlung sorbischer Begräbnisse und anderer Urnen zu Tage gefördert.
 
Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß dieser Platz zu einem gemeinschaftlichen Begräbnisorte der Sorben, die in der Gegend um Königswartha wohnten, bestimmt gewesen. Auch hier findet sich die Beobachtung bestätigt, daß diese Orte gewöhnlich in der Nähe von großen Straßen gewählt wurden; denn schon in damaligen Zeiten waren vermutlich die jetzigen, über Königswartha nach Wittichenau und Hoyerswerda führenden, Hauptwege vorhanden.
 
Sollte hiernächst auch die Nähe eines beträchtlichen Wassers ein Erfordernis zu einem solchen Platz, der doch vermutlich oft der Versammlungsort eines großen Teils der zunächst umher wohnenden Völkerschaft war, gewesen sein, so würde auch dieses sich an jedem Platze finden, da das Schwarzwasser durch Königswartha und in geringer Entfernung an diesem Begräbnisplatze vorbeifließt.
 
Es ist derselbe jedoch nicht auf einem Hügel gelegen; vielmehr erhebt sich in einer nur unbedeutenden Anhöhe über das nahegelegene Erdreich und ist von den bisher entdeckten Begräbnisplätzen, die gewöhnlich auf Anhöhen angelegt waren, verschieden.
 
Hier entdeckte man nach und nach
 
           1. Irdene Gefäße
 
           2. Verschiedene alte Gerätschaften.
 
Die Gefäße mochten im Hauptwerk in Begräbnisurnen und in Speise- und Trunk – auch Geschenkurnen für die Verstorbenen einzuteilen sein. Eine der größten Urnen ist von 13 ¼ Zoll Höhe und 11 ¾ Zoll Breite; sie zeichnet sich durch ihre besondere Form, da auf dem unteren Teil ein hoher mehr gradaus laufender Hals befindlich ist, vorzüglich aus.
 
Dann sind folgende (7 Stück)  ungefähr als die größten anzumerken:
 
Von 10 Zoll Höhe und 11 ¼ Zoll Breite bis 8 ¼ Zoll Höhe und 8 ½ Zoll Breite.
 
Diese Gefäße sind nach dem Maße, der Höhe und Breite ungemein verschieden; das Kleinste ist 1 Zoll hoch, 2½ Zoll breit. Schon aus dieser verschiedenen Größe läßt sich auf verschiedene Bestimmung schließen und vielleicht mit zureichendem Grunde annehmen, daß einige zur Aufbewahrung der Asche, andere zu den, den Toten dargebrachten Speisen gebraucht wurden.
 
Die Gestalt derselben ist nicht weniger verschieden. Bei einigen ist die obere Öffnung weit, bei anderen eng und hochauslaufend. Wenn einige ganz die Form unserer gewöhnlichen Kochtöpfe haben, so nähern sich andere durch einen angebrachten Fuß, durch zierlichere Ausbeugung des untern Teils, durch einen um die Mitte des Gefäßes in Streifen gezogenen Bund, oder durch gut angebrachte Abschweifungen im mittleren Teile den Vasen und Urnen kunstfertiger Nativnen. Einige wenige Gefäße gleichen platten Näpfen und Schüsseln. Viele sind mit einem, andere an jeder Seite mit einem Henkel versehen, bei einer derselben ist sogar ein Henkel mit doppeltem Griff zu bemerken. Diese Henkel sind zuweilen oben, oft tiefer, einige ganz nahe am Boden angebracht.
 
Auch in der Verzierung scheint, obwohl alle diese Gefäße wahrscheinlich nur aus der Hand geformt wurden, ein nach und nach sich bildender Sinn für Zierlichkeit hervorzuleuchten. Eine Reihe zahnartiger Einschnitte, eine in schiefen Streifen laufende und mit Knöpfen versehene Schilder auf den mittleren Teilen, auch den beiden äußeren Seiten des Gefäßes können als hinlängliche Beweise gelten, daß jene Gefäße einer späteren Erfindung angehören, wo, bei zugenommener Bildung der Verfertiger, der verbesserte Geschmack, oder wenigstens ein für Auszierungen empfänglicher Sinn das ursprüngliche rohe Machwerk verfeinerte.
 
Die Farben sind ebenfalls sehr verschieden, teils rötlich, teils mehr ins Gelb fallend, teils grau und schwärzlich. Wahrscheinlich bestehen sämtliche Gefäße aus unglasurtem Töpfergeschirr, welches, nachdem es mehr oder minder begrannt war, oder durch die Erdart und Lage, in welcher die Urnen sich Jahrhunderte lang befanden, mehr oder minder angegriffen wurde, die ursprüngliche Farbe beibehielt oder veränderte. …“                                              
Die Farben sind ebenfalls sehr verschieden, teils rötlich, teils mehr ins Gelb fallend, teils grau und schwärzlich. Wahrscheinlich bestehen sämtliche Gefäße aus unglasurtem Töpfergeschirr, welches, nachdem des mehr oder minder gebrannt war, oder durch die Erdart und Lage, in welcher die Urnen sich Jahrhunderte lang befanden, mehr oder minder angegriffen wurde, die ursprüngliche Farbe beibehielt oder veränderte.
 
Die Aussagen derjenigen Personen, die bei dem Ausgraben zugegen waren, bestätigten folgende Umstände über die Lage der Gefäße:
 
Gewöhnlich standen die großen Urnen in der Mitte, die kleinen waren rundherum gesetzt. Man fand zuweilen die Urnen ineinander geschoben, oder Urnen von verschiedener Form vorsätzlich übereinander gestürzt.
 
Über einem Platze, wo diese Urnen entdeckt wurden, lag gewöhnlich ein platter abgerundeter Stein. Man brauchte in der Folge der Arbeit nur diesen Steinen nachzuspüren um den Ort zu entdecken, wo man nach den Urnen zu graben hatte und traf deren fast immer unter dem Ort, den der gefundene Stein bezeichnet hatte. Unter den Urnen lagen gewöhnlich auch Steine von verschiedener Form.
 
In einigen dieser Gefäße fand man Asche und verbrannte Menschenknochen, welche der langen Zeit ungeachtet, noch zuweilen so kenntlich sind, daß bei den einzelnen Knochenteilen sich der Platz, den sie gehabt, noch angeben läßt. In einigen Urnen fand man eine rötliche Erde oder Landmasse, deren Bestandteile noch nicht untersucht wurden.
 
Außerdem entdeckte man beim Graben auf demselben Platz bei Königswartha und größtenteils in den Urnen mehrere alte Gerätschaften, z.B. ein Hufeisen, welches an Form unseren jetzigen Hufeisen sehr nahe kommt; mehrere schneckenartig gewundene Stücken Kufper; ein krummgebogenes, oben eingefaßtes, einer Nadel ähnliches Gerät, welches vermutlich zur Befestigung der Gewänder gebraucht wurde; einige Pfeilspitzen; mehrere gerade, viereckige oder gebogene Stücken Eisen; ein abgerundetes Stück Knochen, welches unseren gewöhnlichen beim Spinnen dienenden sogenannten Wörteln gleicht; ein mit zwei Öhren an beiden Enden und in der Mitte rosettenartig gearbeitetes Stück, welches wahrscheinlich auch als Heft zum Anzug diente und dergleichen.
 
Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient ein metallener Ring, auf welchem eine Tierfigur zu sehen ist, welche vermutlich einen Löwen darstellt.
 
Wenigstens läßt die ziemlich deutliche Zeichnung des Kopfes und Schweifes nicht füglich eine andere Erklärung zu, stellt aber auch hierdurch ein allerdings schwer zu lösendes Problem dar.
 
Vermutlich wurden alle diese Gerätschaften den Verstorbenen in die Urne gelegt, und so findet man die oft bemerkte Sitte roher Nativnen  – den Hingeschiedenen dasjenige, was sie vielleicht auszeichnungsweise oder als das Liebste schätzten, oder auch, nach dem Begriff der Hinterlassenen, jenseits bedurften, mit unter die Erde folgen zu lassen, bei jenen früheren Bewohnern hiesiger Gegend wieder. Spuren dieser Sitte äußerten sich in weit näheren Zeiten auch noch. Vielleicht ist die Gewohnheit, dem Letzten eines Geschlechtes Schild und Wappen ins Grab zu legen, ein Überbleibsel derselben.
 
Man entdeckte auch auf diesem Begräbnisplatze einen von großen Steinen zusammengesetzten Altar. Auf demselben lagen zwei Gegenstände , deren einer, den mündlichen Angaben nach einen Widderkopf, der andere einem Messer glich. Beide waren von rötlicher Farbtönung; sie blieben lange der Luft ausgesetzt, ehe man es wagte sie anzugreifen; unbeacht dessen zerfielen sie in Staub und Asche als man sie hinweg tragen wollte.
In einem aus zusammengefügten Eisensteinen erbauten kleinen Gewölbe, das ebenfalls die äußere Form eines Altars hatte und ungefähr 4 bis 5 Ellen tief unter der Erde ausgegraben wurde, lag ein ziemlich großer Schlüssel. Vielleicht rührt jedoch dieses Gewölbe und der Schlüssel aus neueren Zeiten her; vielleicht können beide als Überreste einer ehemaligen Wohnung, die durch Zeit oder Brand einging, angesehen werden.
 
Es ist sehr zu bedauern, daß die von dem verstorbenen Herrn Grafen von Dallwitz eigenhändig über diese Entdeckungen aufgesetzte Anmerkungen und Beobachtungen zur Zeit nicht aufgefunden wurden und sein Versprechen, eine ausführliche mit kritischen Erläuterungen versehene Geschichte über diesen so reichhaltigen Schatz lausitzer Altertümer zu liefern, unerfüllt bleiben müssen, da seine öfteren Krankheiten und sein für seine Freunde und für die Wissenschaft so früh erfolgter Tod, jene Hoffnungen und Zusagen vereitelten. Indessen hat der Verewigte auf eine andere Art für die Benutzung der gefundenen Altertümer gesorgt. Er ließ alles was er entdeckte durch einen geschickten Künstler aus Dresden genau und mit Angabe der Maße abzeichnen und kollorieren, um der Vergänglichkeit wenigstens einen Teil ihres Staubes zu entziehen. In einem großen Folierbande, der auch durch äußere Zierlichkeit sich empfiehlt, ließ er in beinahe 200 Blättern die gefundenen Urnen und Gerätschaften, soviel es geschehen konnte in ihrer natürlichen Größe, zuweilen der Lage nach, wie man sie aufgefunden, immer aber nach ihren eigentümlichen Farben, mit einer bis ins kleinste Detail bemerkbaren Genauigkeit, abzeichnen und gab diesem in seiner Art einzigen Werk die Aufschrift  „Königswartha subterranea“.


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